Chronik Wald a. d. Alz
Wald an der Alz, urkundlich 927 erstmals „de Walde“ erwähnt, war damals im Besitz eines Hochedlen von Gramman, welcher den Ort im gleichen Jahr auf dem Tauschwege dem Erzbischof Adalbert zu Salzburg überließ. Später wurde Wald ein kaiserliches Kammergut und Kaiser Heinrich IV. schenkte im Jahre 1079 dasselbe seinem Diener Rafold in Erbrecht.
Anfang des 12. Jahrhunderts kam Wald in den Besitz der adeligen de Walde. Woher sie kamen ist unbekannt. Ihre Namen kamen des öfteren in Gerichtsurkunden vor, z. B. 1140 ein Dietpold de Walde, 1150 ein Siebhart de Walde und ein Eberhard 1160, Chunrad und Otto de Walde 1177 als Zeugen. Nach dem Tode es Grafen Babos von Zeitlarn erbten 1155 die Edlen von de Walde dessen Besitz. Da ein Teil durch Schenkung an das Kloster Raitenhaslach gekommen war, gab es viel Zank und Streit um das Erbgut, weshalb sie auf Bitten des Abtes Dietmar im Jahre 1240 zurückgewiesen wurden. Ein Ritter Otto de Walde wurde wegen gewaltiger Übergriffe auf die Klostergüter am 16. März 1275 exkommuniziert. Er verweigerte hartnäckig die Zurückgabe der angemaßten Klostergüter. Als er 1277 auf dem Sterbebett lag, befiel ihn Angst und Reue, und er beauftragte seinen Sohn Ortlieb zur Rückgabe der Güter. Auch an ritterlichen Kämpfen für Recht und Ordnung nahmen die Edlen von de Walde Anteil. So zog Orlhoff von de Walde mit Alram von Uttendorf und Heinrich von Rohr gegen den Bischof von Passau, der mit seinem Bruder, dem Grafen von Sigmaringen einen großen Teil des Innviertels besetzte und plünderte. Berthold wurde fürchterlich zurückgeschlagen. Sein Bruder und zwei Grafen zu Morsbach, sowie viele andere, wurden gefangen und nach Burghausen abgeführt. Als Ortlieb von Walde im Jahre 1317 verstarb, setzte sich Herzog Heinrich der Löwe, ein Verwandter Ortliebs, in den Besitz dieser Herrschaft und ließ sie durch einen Pfleger verwalten. So wurde das Schloß der Sitz eines herzoglichen Pflegerichters. 1508 verlieh Herzog Albrecht den Brüdern Johann dem Älteren und Johann dem Jüngeren von der Leiter, Herren zu Bern und Vinzenz die Herrschaft Wald. Als 1599 der letzte dieses Namens starb, fiel die Herrschaft Wald wieder an das Haus Bayern. Schon 1602 verlieh Herzog Maximilian diese Herrschaft seinem Vetter, dem Herzog von Bayern und seinen Söhnen als „Grafen von Wartenberg“. 1606 wurde auch die höhere Gerichtsbarkeit verliehen. Der erstgeborene Sohn Franz Wilhelm, Graf zu Wartenberg, widmete sich dem geistlichen Stand, wurde Probst zu Altötting, dann zugleich Bischof von Osnabrück, Minden, Verden und Regensburg, Probst zu Bonn und schließlich Kardinal. Er starb 1661 und wurde in der Stiftskirche zu Altötting beigesetzt. Sein Bruder Max von Wartenberg wurde Jesuit.
Ernst Benno, Graf zu Wartenberg, wurde Erbe des Besitzes Wald. Er ließ 1642 die Lehensurkunden kupieren (kürzen). Am 11. März 1657 ließ er seinen Sklaven, einen Mohren, in der Pfarrkirche zu Feichten taufen. Dieser Graf ließ im Jahre 1686 über dem Eingangsbogen zum Schloß folgenden Spruch anbringen:
Das Rauschen des Wassers, der Gesang der Vögel und
die Stille des Waldes machen mir diesen Ort angenehm.
Ferdinand Lorenz, Graf zu Wartenberg, erwarb 1659 die Herrschaft Tüßling und durch Heirat 1664 auch das Schloß Asbach im Innviertel. Der letzte dieser Familie war Ferdinand Marquard, Reichsgraf von Wartenberg, Ritter vom goldenen Flies, wirklicher geheimer Kamerat und Statthalter der oberpfälzischen Regierung zu Amberg, Herr zu Wald, Tüßling und Ansbach. Er verstarb am 4. April 1730. Gemäß letztwilliger Anordnung wurde sein Herz am Frauenaltar zu Wald, sein Leichnam aber in der Herzog Ferdinand Kapelle in München beigesetzt. Von da an war Wald nur mehr ein herzogliches Pflegegericht, das im Jahre 1806 aufgehoben und dem königlichen Landgericht Burghausen zugeteilt wurde. Das Schloß und das kurfürstliche Bräuhaus mit Grundbesitz erwarb 1806 bei einer Versteigerung der Brauerbesitzer Rechl aus Neuötting. Er ließ eine große, baufällige Stallung der Burg abbrechen und verwendete das Material 1836 zum Bau einer Blechfabrik (Blechwalze) und teilweise zum Anbau eines Nordflügels an die alte Schlosskapelle. So entstand eine geräumige Winkelkirche. Der erste Ortsgeistliche war Expositus Laurentius Mayer. Ein Friedhof wurde am 30.09.1867 seiner Bestimmung übergeben. Vorher wurden die Toten in Halsbach beigesetzt. 1831 entstand im unteren Dorf die erste Schule, welche wegen der vielen Kinder vom ganzen Einzugsgebiet Garching, Brunntal und Dorfen bald zu klein wurde. 1877 wurde im oberen Dorf ein neues Schulhaus gebaut, welches 1879 vollendet und eingeweiht wurde. Zurück zur Blechfabrik: Nach 36 Jahren schwerer und fleißiger Arbeit wurde die Blechwalze wegen Unwirtschaftlichkeit geschlossen. Viele Handwerker und Meister der Belegschaft ließen sich in Wald nieder. Im Laufe der Zeit bildete sich eine gesunde Landwirtschaft mit dem dazugehörigen Handwerk. Anfang 1920 wurde in der Nachbargemeinde Unterneukirchen die Karbidfabrik von den bayerischen Kraftwerken erbaut (SKW). Viele Bürger fanden dort Beschäftigung und Arbeiter und Angestellte bauten im Dorf Wald schmucke Wohnhäuser.
Auch das gesellschaftliche Leben blieb nicht im Hintergrund. Das Gasthaus zum Bräu, welches aus der alten Brauerei entstanden ist, kann auf eine lange Tradition zurück blicken. In Wald konnte sich ein reges Vereinsleben entwickeln, welches bis heute in zahlreichen Gruppierungen gepflegt wird. So harmonieren seit langer Zeit der Gebirgstrachtenerhaltungsverein „D` Unterbergler“, die Krieger- und Soldatenkameradschaft, die Alztaler Feuerschützen, die Eintrachtschützen, der Turn- und Sportverein, sowie der katholische Frauenbund und die Freiwillige Feuerwehr.
Da sich in den 50er und 60er Jahren eine rege Bautätigkeit abzeichnete, musste alsbald eine neue Volksschule gebaut werden, welche 1963 eingeweiht wurde. Auch die zentrale Wasserversorgung mit dem Pumpwerk in der Alzau und dem Hochbehälter am Kellerberg entstand etwa um die gleiche Zeit. Das aufstrebende Dorf errichtete einen schönen Kinderspielplatz, ein Sportgelände und eine Turnhalle neben der Schule. Schließlich wurde noch ein neues Feuerwehrhaus mit Gemeinde- und Pfarrsaal gebaut.
Im Zuge der von der Bayer. Staatsregierung verordneten Gebietsreform entschlossen sich die Walder Gemeinderäte 1978 schweren Herzens der Eingemeindung in die Gemeinde Garching zuzustimmen. Ein Trost mag wohl die anschließend gebaute neue Alzbrücke und die neue Gemeindeverbindungsstraße nach Garching sein. Ebenfalls wurde Wald an die Garchinger Kanalisation und somit an das Klärwerk in der Harter Au angeschlossen. Durch die erneute rege Bautätigkeit, die immer noch anhält, stieg die Einwohnerzahl stetig an. Etwa mit der Ausweisung des Baugebietes Hinterberg wurde mit dem Bau des zweigruppigen Walder Kindergarten begonnen, welcher 1993 fertiggestellt wurde. Im Jahre 1997 wurde der Dorfplatz im Zentrum mit Pavillion, Brunnen, Gedenkstein und Ruhebänken neu gestaltet. Die Einwohnerzahl ist derzeit in Wald an der Alz auf ca, 1900 angestiegen.